Rest der Therapiewoche 2 und Heimreise

Liebe Lesende (ist das richtig gegendert?),

hier der abschließende Beitrag zur Reise. Ich möchte das jetzt nicht mehr thematisch trennen, schließlich sitze ich schon zuhause auf der Couch, während ich diese Wörter in die Tastatur hacke. Leider habe ich es am Sonntag nicht mehr geschafft, da hatte der Austausch des Touchscreen von Sandys Smartphone Priorität 1. Nun ist sie auch wieder normal erreichbar.

Im Grunde sind wir den Rest der Woche 2 in dem von uns gut befundenen Schema geblieben. Vormittags am Strand mit Badeeinheiten für beide Kinder, Mittag auf dem Zimmer mit Selbstgekochtem ;-), nachmittags Therapie, abends je nach Lust und Laune noch bissl rumlatschen, oder Pool oder auch nicht. Das Therapieteam hat sich in Woche 2 schließlich an den „Schlaffi“-Modus von Kimi gewöhnt, es waren dann neue und andere Herausforderungen. Also grob zusammengefasst war Woche 1 stark angespannt und spastisch, Woche 2 dann eher entspannt und schlaffi. Bis auf ein oder zwei Tage lief es aber immer ganz gut. Am letzten Therapietag gab es noch ein Abschlussgespräch mit Übergabe der Geschenke vom Therapiezentrum, ein Fotoalbum in der Farbe, die sich Kimi ausgesucht hat (ratet mal, hätte Sandy wahrscheinlich auch gewählt) außerdem einen USB-Stick mit einem persönlichen Kurzfilm von Kimi und den Fotos aus den Therapieeinheiten und vom Familienschwimmen. Der Therapiebericht wird dann noch in schriftlicher Form an uns übermittelt.

Highlights waren für uns die Einheiten, wo wir mit ans Dock durften. So nah dran ist nochmal ein anderes Erlebnis, sein Kind so zu sehen.

Am Freitag haben wir nochmal den Abend genossen, und uns nicht vor der drohenden Abreise beeindrucken lassen. Das Packen haben wir, ganz nach unserem Urlaubsmotto „was man heute kann besorgen, kann man auch noch morgen machen“, auf Samstag Vormittag verschoben. Die gemütlichen Poolliegen, ein paar kalte Getränke und die Sonnenuntergangs-Abendstimmung nutzten wir für eine kleine Entspannungseinheit und eine Runde Austausch mit einer anderen Therapiefamilie. Wecker dann auf 6.00 Uhr gestellt und ab ins Bett.

Samstag 7.00 Uhr sind wir dann aufgestanden… und mussten uns dann wieder ganz schön sputen, aber was anderes kann man bei uns nicht erwarten. Den 11.00 Uhr Termin zum Check-Out haben wir dann auch nur um eine viertel Stunde gerissen, aber zum Glück alles kein Problem. Till konnte sich noch von seinem größten Fan verabschieden, die US-Omi war wieder hin und weg, „God bless him…“. Mit dem Bus-Shuttle dann zum Flughafen. Meine Nerven zum Bersten gespannt, denn das gruseligste stand uns direkt bevor. Check-In mit „einer halben Tonne Gepäck“, zu zweit mit 2 Kindern. Ich war regelrecht froh, dass uns gleich ein Packer vor Ort ansprach. Mir war klar, dass es ein paar Euro kosten würde, aber das war es uns wert. Ruckzuck hatte der drahtige Kerl, der angeblich mal eine Zeit in Bremerhaven gearbeitet hat, 4 Koffer und 3 Stück Handgepäck auf seinen Karren geladen und wir landeten recht früh und recht weit vorne in der Warteschlange. Die Dokumente waren schnell geckecked, aber die Gepäckabgabe dauerte ewig. Lärm, Mund-Nasen-Schutz, Glasscheibe, Englisch, ich habe jede Frage der Dame ungefähr 3mal hinterfragt. Die Eingabe in das KLM-System und Ausdrucken der Marken sah auch nach einem sehr komplizierten Vorgang aus. Passkontrolle ging dann schnell, und so saßen wir kurze Zeit später mit zwei anderen Therapiefamilien am Gate. Noch Kinder versorgt, Mittag gefüttert und alles was man sich noch vorstellen kann… Fast hätten wir dann noch den Einstieg verpasst. Sandy war gerade los, noch ein paar Restgulden in Essen und Getränke anzulegen. Ich gerannt, Sandy gesucht, zurück zu den Kids und schwupp die Anderen weg. Kimi musste noch umgesetzt, ein Amstel Bright geext und zum Gate gesprintet werden. Den stark nach Knobi duftenden Pizzakuchen nahmen wir einfach mit an Board. Der Geruch begleitete uns die nächsten 9 Stunden. Zumindest haben wir es noch geschafft vor den Normal-Passagieren in den Flieger zu kommen. (Normalerweise steigt man mit Behinderten Status priorisiert ein und als letzter aus.) Im Flugzeug diesmal das erste echte Sitzreservierungsproblem dieser Reise, wir haben auf den Langstrecken eine komplette 3er-Reihe und gegenüber dem Gang noch einen Platz reserviert, sodass sich einer von uns auf der 3er Seite mit Kimi lang machen konnte. Das wurde aber diesmal geändert, d.h. es sollte noch jemand am Fenster neben mir und Kimi sitzen, aber auch hier zeigte sich das Boardpersonal von KLM wieder sehr zuvorkommend und lösungsorientiert. Nicht nur, dass sie es mit Kimis Hilfe problemlos schafften dem Fenstersitzer einen anderen Platz aufzukomplementieren, wir bekamen sogar noch einen kostenlos dazu. (Bild vom Hinflug ;-))

Nun wurde ich langsam ruhiger, Kimi auch. Ehrlicherweise war sie den ganzen Tag schon sehr schlapp, noch spürbar kaputt von den 2 Wochen, die hinter ihr lagen. Immer mal wieder ein größerer BNS-Anfall, die Augen meist halb zu / offen, eigentlich kein schöner Anblick fürs Elternherz. Für den Flug objektiv betrachtet aber gar nicht so schlecht. Und das blieb auch den ganzen Tag so. Zum Schlafen sind wir nicht wirklich gekommen. Sandy und ich waren schließlich die menschlichen Kissen für unsere Kids, wovon eine versucht beim Anfall die Armlehnen zu verbiegen, der andere eine sehr aktive Motorik im Schlaf zeigt. Zu früher Stunde (Ortszeit) kamen wir dann in Amsterdam an, und erfuhren den besten Begleit-Service, den wir je erlebt haben. Für Kimi war es höchste Zeit sich wirklich mal richtig lang hinzulegen.  Der nette Flughafen Mitarbeiter brachte uns zu einem geschlossenen Gate. Dort war niemand. So konnte Kimi auf einer gepolsterten Sitzecke ruhen, Till rumlaufen, sogar Ballspielen. Zum richtigen Gate sind wir dann vor dort ohne Begleitung, denn ich hatte innerlich bissl Stress, wollte nicht warten. Ich musste noch Kimis Rolli teilzerlegen, da uns KLM die Transportmaße im fahrbereiten Zustand für den Flug nach Dresden, aufgrund der kleinen Maschine, nicht bestätigen wollte. Hier kam nun endlich der Werkzeugsatz aus 4er Innenseckskantschlüssel, 10er Maulschlüssel, Spanngurt und Panzertape zum Einsatz, den wir seit Abflug in Berlin am 27.07. durch jede Sicherheitskontrolle „erklärt“ hatten. Ab hier hat dann alles problemlos geklappt. Ankunft in Dresden und der Empfang durch 2 Feuerwehrleute beeindruckte vor allem unseren Kleinen, komplett rote Kleidung hat ihn sichtbar geflashed. Unsere allerliebsten Lieblingsnachbarn hatten uns am Vortag unseren Familientransporter vor den Flughafen gestellt. So konnten wir direkt durchstarten und das war es dann…

Zu irgendwelchen therapeutischen Ergebnissen und Erfolgen der Therapie wollen wir jetzt erstmal nicht mutmaßen. Auch beim letzten Mal stellten sich die besten Resultate erst in den Wochen und Monaten nach Heimkehr ein. Nach dem Jetlag wird es noch einen kleinen Beitrag dazu geben. Die therapeutische Arbeit von Christine (Logo) und Julia (Physio) hat uns in jedem Fall voll überzeugt. Im Vergleich zur ersten Therapie im Jahr 2015 sind wir mit Organisation und Betreuung durch das CDTC wieder gleichermaßen zufrieden und danken dem ganzen Team.

Wir wollen nicht versäumen ausdrücklich nochmal allen zu danken, die uns in irgendeiner Form bei der Realisierung dieser Reise unterstützt, geholfen oder beraten haben. Wir hoffen, dass wir durch das Betreiben und die Pflege dieses Blogs etwas zurückgeben können.

Morgen geht der Alltag wieder los. Zurück ins Büro für mich, Therapien für Kimi, Familienorganisation und Till-Hege für Sandy. Wobei letzteres wohl am aufregendsten wird, da die Kinder ja 5 Tage in Quarantäne müssen, also nicht raus dürfen.

Bis dann,

Jens.

PS: Noch ein letzter Satz: Die große OP steht an, wurde aber verschoben. Am 2. November soll es nun soweit sein. Das dämpft ehrlich gesagt unsere Stimmung ganz erheblich. Wir sind froh über die Verschiebung.

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